Stress und Muskelspannung – wie unser Nervensystem den Beckenboden beeinflusst
Im letzten Beitrag ging es darum, dass ein angespannter Beckenboden zwar viel Spannung haben kann, aber dennoch nicht automatisch gut funktioniert. Doch wie entsteht diese hohe Muskelspannung überhaupt? Die Ursachen können vielfältig sein, zum Beispiel eine schwache Muskulatur, Bewegungseinschränkungen in Hüfte oder Lendenwirbelsäule, sexuelle Traumata oder Unfälle. Ein Faktor jedoch betrifft viele Menschen im Alltag besonders häufig: Stress.
Wenn wir unter Stress stehen, reagiert unser Körper automatisch mit einer erhöhten Muskelspannung. Das kennt fast jeder aus dem Schulter- Nackenbereich, wenn sich Verspannungen bemerkbar machen oder Kopfschmerzen entstehen. Viele Menschen knirschen oder pressen zudem mit den Zähnen, oft unbewusst. Spannend ist, dass Forschende aus Spanien 2024 herausgefunden haben, dass zwischen Anspannung der Kiefer- und Kaumuskulatur und der Spannung im Beckenboden ein deutlicher Zusammenhang besteht. Das bedeutet: Wenn tagsüber oder nachts dauerhaft die Zähne aufeinandergepresst werden, wird gleichzeitig auch der Beckenboden angespannt.
Ist die Muskulatur über Stunden aktiv, entstehen nicht nur Verspannungen. Der Muskel kann auch ermüden und verliert im entscheidenden Moment an Kraft. Das wirkt sich negativ auf Kontinenz, Körpergefühl und körperliche Funktionen aus. Ein überlasteter Beckenboden ist daher nicht nur fest, sondern häufig auch weniger leistungsfähig.
Ein entspannter Beckenboden ist ein funktionierender Beckenboden. Stressmanagement, bewusstes Atmen und Bewegung können hier wertvolle Wege sein, um wieder zu mehr Balance im Körper zu finden.
Direkt zur Studie: Mínguez-Esteban I, De-la-Cueva-Reguera M, Romero-Morales C, Martínez-Pascual B, Navia JA, Bravo-Aguilar M, Abuín-Porras V. Physical manifestations of stress in women. Correlations between temporomandibular and pelvic floor disorders. PLoS One. 2024 Apr 16;19(4):e0296652. doi: 10.1371/journal.pone.0296652. PMID: 38626037; PMCID: PMC11020383.
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